Archiv | 7 abr. 2015
Mittelalterhochzeit Guide #1: Damals und heute
„Ja ich will.“ Ein Satz, der jeder Hochzeit vorausgeht. Blöd nur, wenn er von den Eltern und nicht der Braut stammt. Aber so war das nun mal im Mittelalter.
Der Weg zum „Ja“
Selten durften die Brautleute damals selbst entscheiden, wen sie heiraten wollen. Vor allem königliche Ehen wurden hauptsächlich aus politischen Gründen geschlossen. Da war nicht wichtig, ob der andere gerne mit dir ins Kino geht, gut kochen kann oder der beste Küsser der Welt ist … Dass ein Ritter also über die Wiese galoppiert und sein Edelfräulein mit Minnegedichten und Ständchengesängen beglückt, ist mehr moderne Fantasie als historische Tatsache. Entscheidend war, dass der zukünftige Partner Geld, Land oder zumindest Einfluss hatte. Viele strebten mit der Heirat auch schlicht ein Bündnis mit dem mächtigen Schwiegervater an. Was die Braut dazu sagte? Die wurde gar nicht erst gefragt. Meistens handelte es sich bei ihr um ein Mädchen unter vierzehn, das gerade aus dem Kloster geholt wurde.
Wer heiraten wollte (oder musste), hatte übrigens zunächst eine entsprechende Erlaubnis einzuholen. Das betraf den Adel genauso wie die armen Bauern: Während Könige bei der Kirche und ihrem Rat um Erlaubnis fragten, mussten sich Bauern an ihren Lehnsherrn wenden. An diesen musste auch noch ein „Brautgeld“ gezahlt werden, damit er auf sein Recht verzichtete, die Hochzeitsnacht mit der Braut verbringen zu dürfen. Ob jemals ein Herr von diesem Recht Gebrauch gemacht hat, ist allerdings nicht bekannt. (Wir glauben aber schon…)
Fest steht: ein Großteil der Ehen im Mittelalter wurde arrangiert. Man hatte im gleichen sozialen Milieu zu heiraten. Und war es zu einer standesübergreifenden Hochzeit gekommen, musste der Partner aus dem höheren Stand dem niedrigeren Stand beitreten, was natürlich den Verzicht von Privilegien zur Folge hatte.
Genau wie im Mittelalter hatte die Braut bei diesem Antrag kein Mitspracherecht. (Kleid: Eva mit Schnürung)
Ein Fest für das ganze Volk
Wer es sich leisten konnte, der feierte seine Hochzeit mit Glanz und Gloria, Pomp und Protz, Herrlichkeit und Pracht. In dieser Hinsicht ist das Mittelalter gar nicht so anders als die moderne Zeit… Im Gegensatz zu heute lief das Fest jedoch mehrere Tage ab und auch das Volk durfte mitfeiern, ohne als „Wedding-Crasher“ der Hochzeit verwiesen zu werden. Und weil es so schön war, füllte man in größeren Städten häufig die Brunnen mit Wein, damit auch die kleinen Leute was zu lachen hatten. Zur weiteren Unterhaltung wurden Gaukler und Spielleute eingeladen – was auch heute noch gut ankommt.
Ein weißes Kleid für die Braut war damals noch nicht üblich, stattdessen trugen Braut und Bräutigam die beste Kleidung, die sie hatten. Während sich eine königliche Braut eine prunkvolle Robe überwarf, verzierten Bäuerinnen ihr Sonntagskleid meist mit zusätzlichen Bändern und Spitze. Aber wie gesagt: die Farbe spielte keine Rolle, Hauptsache man sah prachtvoll aus.
Seinen Anfang nahm der Hochzeitstag im Normalfall mit einer Messe, bei der das Brautpaar gesegnet wurde. Im Mittelalter setzte sich das Christentum langsam durch und Ehen waren nur noch gültig, wenn sie den Segen der Kirche erhalten hatten. Bis zum 16. Jahrhundert war es sogar nur erlaubt, sich von einem Priester verheiraten zu lassen. Außerdem konnte eine wirksame Ehe nur durch die Anwesenheit zweier Zeugen zustande kommen. Hatte man das Zeremoniell hinter sich, hieß es: Party!
Der Höhepunkt der Feier (hihi)
Das Ende einer Hochzeit war logischerweise die Hochzeitsnacht. Nur wenn diese mitsamt dem Beischlaf vollzogen wurde, galt die Ehe auch als gültig. Häufig geschah dies vor mehreren Zeugen (der Traum eines jeden Voyeurs!), die danach auch noch der wartenden Hochzeitsgesellschaft das blutige Laken präsentierten, damit die Jungfräulichkeit der Braut bewiesen war.
Am Tag danach erhielt die frisch gebackene Ehefrau von ihrem Ehemann die sogenannte „Morgengabe“. Dabei handelte es sich um ein wertvolles Hochzeitsgeschenk, in den meisten Fällen ein Stück Land. Ein wunderbarer Schluss: Ehe gut, alles gut.