Archiv | 4 ago. 2016
Rogue One: A Star Wars Story – Alles was wir über das Spin-off wissen
Neununddreißig Jahre sind mittlerweile ins Land gezogen, seit Star Wars das erste Mal im Kino lief. Was dieser Film für einen Kult auslösen würde, konnte nicht mal der altehrwürdige Jedi-Meister Yoda vorhersehen. Mit derzeit sieben großen Filmen, verschiedenen Serien und Videospielen sowie unzählbaren Büchern und Comics erkämpfte sich das fiktive Universum von George Lucas einen dauerhaften Platz in der modernen Popkultur. Daran änderte sich nicht mal etwas, als Disney die wenig populäre Entscheidung traf, das Expanded Universe aus dem Kanon zu kicken.
Egal ob ihr Fan der klassischen Trilogie seid, auf die Prequels schwört oder weiter an den Werken außerhalb des Kanons festhaltet, eins ist klar: Star Wars breitet sich aus wie Jabba the Hutt in seinen besten Jahren. Denn neben der neuen Filmtrilogie, die mit Das Erwachen der Macht ihren Anfang nahm, entstehen parallel diverse Spin-off-Filme, die Star Wars von einer anderen Seite zeigen sollen. Damit wären wir bei Rogue One: A Star Wars Story, das sich in etlichen Punkten von den bisherigen Filmen unterscheidet. Und obwohl sich Regisseur Gareth Edwards nach Kräften bemüht, so wenig Infos wie möglich nach außen dringen zu lassen, sickerten bereits einige spannende Details ins Internet. Wir fassen die wichtigsten Fakten und gegebenenfalls Spekulationen zusammen.
Making-of: Der etwas andere Star Wars-Film
Die Macher von Rogue One: A Star Wars Story werden nicht müde, eine Sache immer wieder zu betonen: Es handelt sich nicht um einen klassischen Star Wars-Film! Damit ist nicht die technische Umsetzung gemeint, denn genau wie Star Wars: Das Erwachen der Macht setzt auch dieser Film auf eine Mischung aus modernem CGI und möglichst vielen echten Effekten und Kostümen. Statt Greenscreen bekommen wir in vielen Situationen also echte Sets statt digitaler Bilder zu sehen. Selbst der kleinwüchsige Darsteller Warwick Davis, der in Die Rückkehr der Jedi-Ritter den charismatischen Ewok Wicket W. Warrick darstellte, ist wieder mit von der Partie. Er ist gewissermaßen ein Symbol für die Tendenz zur klassischen Inszenierungsmethode.
So weit, so bekannt. Davon abgesehen hebt sich Gareth Edwards Werk aber in einigen Punkten von seinen Vorgängern George Lucas und JJ Abrams ab. Der Soundtrack wird beispielsweise erstmalig nicht vom Star Wars-Urgestein John Williams, sondern von Oscarpreisträger Alexandre Desplat geliefert. Im Gegensatz zu Williams ist dieser nicht für große, heroische Melodien bekannt, seine schönen Klänge halten sich eher im Hintergrund des Geschehens. Auch stilistisch probiert man etwas ganz Neues: Rogue One soll viele Merkmale eines klassischen Kriegsfilms enthalten. Tatsächlich wurden etliche Szenen nachträglich neu gedreht, um diesen Eindruck etwas abzuschwächen. Noch ungewöhnlicher ist aber die Tatsache, dass dieser Star Wars-Film wohl komplett ohne Jedi-Ritter auskommt! Außerdem ziehen es die Filmemacher ernsthaft in Betracht, auf den klassischen Opening Crawl zu verzichten! Welche Pläne hiervon tatsächlich verwirklicht wurden, erfahren wir hierzulande am 15. Dezember 2016. Doch worum dreht sich eigentlich die Story?
Die Story: Krieg(sfilm) der Sterne
Als Spin-off hängt Rogue One: A Star Wars Story nicht direkt mit den jeweiligen Trilogien zusammen, ist zeitlich aber zwischen Episode III und IV angesiedelt. Wir erinnern uns an das Ende von Die Rache der Sith: Unter dem Einfluss von Kanzler Palpatine vernichtet der junge Anakin Skywalker sämtliche Jedi-Ritter (naja, fast) und verwandelt sich in die böse Filmikone Darth Vader. Seitdem ist einige Zeit vergangen, in der sich das Imperium auf den Höhepunkt seiner Gewaltherrschaft schwingen konnte. Vom (neu erfundenen) Planeten Jedha abgesehen gibt es praktisch keinen Ort mehr, an dem die Macht und die Jedi-Ritter nicht nur als Ammenmärchen abgetan werden. Als wäre das nicht trostlos genug, brüstet sich das Imperium mit seiner neuen, ultimativen Vernichtungsmaschine – dem Todesstern. Für die Widerstandskämpfer steht fest: Die gewaltige Waffe muss verschwinden! Doch wie soll man eine scheinbar allmächtige Raumstation von der Größe eines kleines Mondes bekämpfen? Die Rebellen-Anführerin Mon Mothma beauftragt eine kleine Truppe damit, die Baupläne des Todessterns zu stehlen, um nach möglichen Schwachpunkten zu suchen. Zu dieser Truppe gehört auch unsere Protagonistin Jyn Erso.
Dass die Mission gelingt, ist im Grunde genommen bereits bekannt. Zumindest verraten uns das die Worte des Opening Crawls aus Episode IV: Eine neue Hoffnung: „… Die Rebellen, deren Raumschiffe von einem geheimen Stützpunkt aus angreifen, haben ihren ersten Sieg gegen das böse galaktische Imperium errungen. Während der Schlacht ist es Spionen der Rebellen gelungen, Geheimpläne über die absolute Waffe des Imperiums in ihren Besitz zu bringen, den TODESSTERN …“ Bei den genannten Spionen handelt es sich also entweder nicht um die Gruppe aus Rogue One oder die Spannung des Films hängt von etwas anderem als dem Handlungsverlauf ab. Da es dieses Mal wohl keine „Jedi-Tricks“ geben wird, beruht der Erfolg also auf Leuten ohne besondere Fähigkeiten. Es geht also weniger darum, was erreicht wird sondern wie es erreicht wird. Wir rechnen mit einer düsteren Mischung aus Kriegsdrama und Heist-Movie, nur eben im Star Wars-Universum.
Die wichtigsten Figuren: Böse Schurken und gute Schurken
Maßgeblich für den Erfolg eines Spielfilms sind in erster Linie die Figuren. Sie entscheiden, in welche Richtung die Handlung steuert, ob das Ganze von Drama oder doch eher Komik geprägt ist. Lange Zeit hielt sich das Gerücht, Han Solo könnte mit von der Partie sein. Da die Story aber zu einem Zeitpunkt stattfindet, in dem er noch unabhängig von der Rebellen-Allianz als Schmuggler durchs Weltall streift, hätte das wenig Sinn ergeben. Dennoch ist die von Genevieve OʾReilly dargestellte Mon Mothma nicht die einzige Figur, die wir bereits aus einem der anderen Filme kennen. Doch jetzt erst mal zur Hauptperson:
Jyn Erso: unsere gebeutelte Antiheldin
Da wir gerade Han Solo erwähnten: Jyn Erso ist in gewisser Hinsicht sein weibliches Ebenbild. Diese Frau legt sich einfach mit allem und jedem an. Seit ihrem 15. Lebensjahr strolcht sie allein durch die Gegend und passt auf sich selbst auf. Wenig überraschend ist unsere Protagonistin in vielen Dingen geübt, die die Gesellschaft eher verachtet, sei es Diebstahl, das Fälschen von Dokumenten oder körperliche Gewalt. Warum die Rebellen-Allianz ausgerechnet eine solche Straßenkriminelle ins Team holt, lässt sich schnell erklären: Jyn hat Kontakte zur Unterwelt, die für den Kampf gegen das Imperium mehr als nützlich sind. Und für eine Himmelfahrtsmission à la Raub der Todessternpläne eignen sich Leute mit geballten Fäusten einfach am besten. Doch Jyn ist nicht nur eine ruppige Soldatin der Allianz, in ihr steckt auch das kleine Mädchen mit schwerwiegender Vergangenheit. Davon ist jedenfalls auszugehen. Warum sonst sollte sie seit ihrer Kindheit völlig auf sich alleine gestellt sein? Das erklärt auch, weshalb Valene Kane, die mutmaßlich als Jyns Mutter Lyra Erso gecastet wurde, etwas jünger ist als Hauptdarstellerin Felicity Jones. Und wo wir dabei sind: Flashbacks sind nun wirklich kein typisches Stilmittel für Star Wars. Was nur unterstreicht, wie sehr sich Rogue One vom Rest unterscheidet.
Galen Erso: der unfreiwillige Drahtzieher
Besonders geheimnisvoll ist der Charakter Galen Erso, der Vater von Jyn. Gespielt von Mads Mikkelsen gilt er inoffiziell als die galaktische Version von Robert Oppenheimer, dem Miterfinder der Atombombe. Wir lehnen uns wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn wir davon ausgehen, dass die Fertigstellung des Todessterns vor allem auf Galen Erso zurückgeht. Allerdings sieht der Wissenschaftler mit seiner ländlichen Kleidung nun wirklich nicht aus wie ein Mitglied des Imperiums. Steht er überhaupt auf der Seite von Palpatine? Im Netz kursiert vor allem folgende Theorie: Galen verteufelt seinen Beitrag zum Todesstern (daher auch der Vergleich mit Oppenheimer) und stellt sich gegen das Imperium. Ob er dafür mit seinem Leben bezahlen muss, können wir nicht mit letzter Gewissheit sagen, passend wäre es allerdings. Immerhin ließe sich so auch erklären, warum unsere Heldin Jyn ab ihrem 15. Lebensjahr auf sich allein gestellt war. Und warum sie sich dazu entschließt, ihre vorhandene Wut an Stormtroopern auszulassen.
Cassian Andor: Captain mit Droiden-Kumpel
Der von Diego Luna dargestellte Cassian Andor ist ein Helden-Anführer, wie er im Buche steht. Er hält sich an die Vorschriften, ohne dabei allzu spießig aufzutreten. Er ist intelligent, engagiert, beständig und ziemlich kampferprobt. Man könnte sagen, Jyn hat mit ihm als Vorgesetzten Glück gehabt. Ob das umgekehrt genauso gilt, wird sich noch herausstellen. Einen ständigen Begleiter hat Cassian auch: den ex-imperialen und inzwischen umprogrammierten Droiden K-2SO. Regisseur Gareth Edwards beschrieb diesen als „das Gegenteil von C-3PO“. Dargestellt von Alan Tudyk erinnert der Droide wohl mehr an Chewbacca, also an jemanden, der sich nicht als Packesel missbrauchen lässt und durchaus den Mund aufma… äh, Töne von sich gibt, wenn ihm etwas nicht passt. Definitiv kein nervöses Blechgestell, das stets zur Vorsicht mahnt. Vielleicht sind Cassian und K2 kein Team à la Han Solo und Chewie oder gar C-3PO und R2-D2. Ein gutes Buddy-Gespann geben sie mit Sicherheit trotzdem ab.
Chirrut, Baze, Bodhi: Der Rest der Truppe
Ein gutes Team braucht mehr als eine traumatisierte Hauptperson plus Anführer. Also bietet uns der galaktische Heist-Movie weitere Soldaten, die sich an der Anti-Imperiums-Kampagne beteiligen. Zum einen wäre da der Krieger Chirrut Imwe, dargestellt von Donnie Yen. Dieser ist zwar blind, jedoch höchst spirituell – man könnte auch sagen: der Jedi-Ersatz. Statt einem Lichtschwert muss Chirrut auf eine Art Holzstab zugreifen, mit dem er allerdings erstaunlich gut kämpfen kann.
Mit dabei ist außerdem der von Jiang Wen gespielte Attentäter Baze Malbus, der vor allem auf die Macht der Feuerwaffen vertraut. Dieser ist so schwer bewaffnet, dass man auf die Idee kommen könnte, Krieg sei seine große Leidenschaft. Es wurde allerdings auch an etlichen Stellen angedeutet, dass er eine innige Freundschaft zu Chirrut pflegt und alles tun würde, um seinen Kumpel zu beschützen.
Der dritte im Bunde ist Piloten-Anführer Bodhi Rook, dargestellt von Riz Ahmed. Zwar heißt es von ihm, dass er hitzköpfig und ziemlich reizbar ist, seine technischen Flugfähigkeiten machen diesen Charakterfehler jedoch wieder wett. Das imperiale Logo auf seinem Overall erklärt sich dadurch, dass Bodhi als Ingenieur für das Imperium arbeitet, um über die Runden zu kommen. Es fällt auf, dass sämtliche Mitglieder unseres Heldenteams nicht gerade strahlende Ritter mit weißer Weste ergeben. Noch auffälliger ist jedoch der rein menschliche Anteil. Keine Aliens? Was ist denn da los?
Pao, Bistan, Two Tubes: Die Quoten-Aliens
Gareth Edwards setzt auch den einen oder anderen Außerirdischen in seinen Film, lässt sie jedoch lediglich ein Dasein als Nebenfigur fristen. „Vielleicht bekommen sie ja eines Tages einen Ablegerfilm“, war ein wohl eher scherzhaft gemeintes Statement des Regisseurs. Bei einem der wenigen Aliens handelt es sich um Pao, eine Art Zugführer unter den Soldaten. Ein Foto, auf dem Pao seinen Mund aufreißt, als würde er seiner Armee schreiend Befehle erteilen, machte bereits die Runde im Internet. Genauso „viel“ weiß man über das schießwütige Alien Bistan. Dieser gehört der Spezies der Lakaru an und ist für das Geschütz eines U-Wings zuständig.
Ein bisschen konkreter wird es beim Söldnerpiloten Edrio aka Two Tubes, dessen Spitzname sich dadurch erklärt, dass er und sein Eierpartner Benthic Atemgeräte tragen, um die Sauerstoffatmosphäre zu überleben. Nachdem das Imperium Edrios Heimatplaneten Yar Togna besetzte, schloss sich das Söldnergespann dem radikalen Saw Gererra an, um die dunkle Seite zu bekämpfen. Tatsächlich ist es an dieser Stelle beinahe fragwürdig, wessen Gruppierung die dunkle Seite ausmacht. Denn der von Forest Whitaker gespielte Saw Gererra wendet bei seinem Kampf gegen das Imperium Mittel an, die einem Terroristen gleich kommen. Fans kennen den Freiheitskämpfer übrigens bereits aus der animierten Serie The Clone Wars.
Orson Krennic, Darth Vader und Tarkin: Wer leitet den Todesstern?
Als Oberschurke von Rogue One gilt der von Ben Mendelsohn dargestellte Orson Krennic, der für eine Star Wars-Geschichte ganz untypisch ohne Maske daherkommt. Als imperialer Militärdirektor ist Orson für den Bereich der Forschung von hochentwickelten Waffen zuständig, die den Todesstern wohl mit einschließt. Häufig wird sein Ehrgeiz betont, doch wer würde nicht spuren, wenn einem Darth Vader im Nacken sitzt? Dass der dunkle Lord in diesem Spin-off eine Rolle spielt, wurde bereits offiziell bestätigt. Zwar wird ihn nicht Hayden Christensen verkörpern, die Synchronstimme liefert jedoch abermals der legendäre James Earl Jones! Laut Produzentin Kathleen Kennedy tritt Darth Vader allerdings nur spärlich in Erscheinung, der dramatische Effekt seiner Auftritte soll allerdings umso größer sein.
Insgesamt halten sich die Filmemacher ziemlich bedeckt, was ihre Schurken angeht. So ist es nach wie vor nicht offiziell bestätigt, ob wir auch Grand Moff Wilhuff Tarkin zu sehen bekommen oder nicht. Das Gerücht hält sich jedoch hartnäckig. So meinen etliche Fans auf einem Foto erkannt zu haben, dass einer der Imperialen hinter Orson Krennic ganz nach unserem Großmoff aussieht. Auch die explizite Erwähnung seines Namens bei einem Infoplakat unter dem Todesstern auf der Star Wars Celebration Europe 2016 gibt Anlass zur Hoffnung. Doch ob wir Tarkin nun zu sehen bekommen oder nicht: Rogue One: A Star Wars Story liefert uns definitiv etwas Neues in der weit, weit entfernten Galaxis.